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Dr. Dirk Ansorge, Senior Manager MAN Truck & Bus SE München, Michael Donth, Mitglied des Bundestages, Christiane Leonard, Hauptgeschäftsführerin bdo Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen, Wolfram Goslich, busconcept, Ulrich Basteck, Geschäftsführender Gesellschafter Wörlitz Tourist, und Daniel Packenius, Geschäftsführer FlixBus DACH-Region (v.r./Foto: Bernd Elmenthaler)
Dr. Dirk Ansorge, Senior Manager MAN Truck & Bus SE München, Michael Donth, Mitglied des Bundestages, Christiane Leonard, Hauptgeschäftsführerin bdo Bundesverband Deutscher Omnibusunternehmen, Wolfram Goslich, busconcept, Ulrich Basteck, Geschäftsführender Gesellschafter Wörlitz Tourist, und Daniel Packenius, Geschäftsführer FlixBus DACH-Region (v.r./Foto: Bernd Elmenthaler)

Auch Baby-Boomer fahren auf Busreisen ab

Um das spannende Thema „Busreisen – ganz nah, weit weg und wohin morgen?“ ging es beim Medienforum am 20. Februar 2024 im bekannten Freilandmuseum „ Domäne Dahlem“ – unterstützt vom Regionalinkubator Berlin Südwest. Eine hochkarätige Expertenrunde, moderiert von Wolfram Goslich (busconcept), versuchte Antworten zu geben auf solche Fragen wie: Sind Urlaubsreisen mit dem Bus wieder gefragt? Komfort und Sicherheit im Reisebus – geht da noch was? Welche Angebote für attraktiven und naturverträglichen Bustourismus stehen im Vordergrund? Infrastruktur für den Reisebusverkehr in den nächsten Jahren – was wird gebraucht? Und wer finanziert das?

Rund 37 Millionen Fahrgäste hatten 2023 die deutschen Reise- und Fernbusse. Eine beachtliche Zahl, die aber immer noch hinter dem Level von vor der Pandemie lag. Da sich das Reiseverhalten der Deutschen nach der Krise allerdings langsam wieder normalisiert, wollte der Moderator wissen, wie es jetzt bei Busreisen aussieht. Seine Frage an Dr. Ulrich Basteck, Geschäftsführender Gesellschafter des erfolgreichen Berliner Reiseveranstalters Wörlitz Tourist: Sind nach den schwierigen Pandemie-Zeiten Urlaubsreisen mit dem Bus eigentlich wieder gefragt? Klare Antwort: „Ja, sie sind sehr gefragt“. Schon 2023 sei sein Unternehmen wieder nahe an die Vor-Corona-Zahlen herangekommen. Und zur Zeit stiegen die Buchungszahlen für das Reisejahr 2024 – auch bei anderen Unternehmen –- spürbar an, so dass die früheren Gästezahlen voraussichtlich wieder erreicht würden. Beim Umsatz sähe es noch besser aus, da auch höherwertige Produkte, wie anspruchsvolle Rundreisen, kreiert wurden. „Also – da geht noch eine ganze Menge“, betonte Basteck optimistisch. Er wies zudem darauf hin, dass „wir zunehmend auch die Baby-Boomer in unseren Bussen begrüßen können“. Diese zirka 12,5 Millionen Menschen im Alter von etwa 55 bis 70 Jahren umfassende Generation sei am Lebensabend noch immer neugierig, möchte ihren Horizont erweitern und verfüge auch über die nötigen Finanzen.

Der Bustouristiker benannte und erläuterte schließlich drängende Problempunkte der Branche: akuter Fahrermangel und überbordende Bürokratie, die das Wirtschaften zunehmend erschwere. Hier sei die Politik dringend gefragt. Basteck erhielt gerade für diese Aussage starken Beifall. Später versprach der Bundestagsabgeordnete Michael Donth (CDU), sich weiterhin der Hemmnisse anzunehmen, wie Busfahrermangel, Bürokratisierung und anderes. Als Parlamentarier der Opposition seien er und seine Parteifreunde allerdings nur beschränkt handlungsfähig; aktiv werden müsse vor allem die regierende Ampel-Koalition, die auf dieser Veranstaltung nicht vertreten war.

Als Geschäftsführer der FlixBus DACH GmbH skizzierte Daniel Packenius die Situation beim Fernbus-Marktprimus. Seit 2023 verfüge FlixBus über das größte Busreisenetz in Europa mit mehr als 280 Destinationen und über 1000 Abfahrten pro Tag.“Großen Wert legen wir weiterhin auf attraktive Preise, Qualität und Zuverlässigkeit“, erklärte Packenius. „Bei uns braucht keiner zu stehen, jeder hat einen garantierten Sitzplatz. In den Bussen gibt es WLAN und Steckdosen an den Sitzplätzen. Das alles wird von den Kunden offenbar sehr geschätzt.“

Auf die Frage des Moderators „Was macht den Reisebus eigentlich so attraktiv?“ antwortete Christiane Leonard, Hauptgeschäftsführerin des über 3.000 Firmen vertretenden Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmen (bdo): „Der Bus hat viele Aspekte, die er vereint. Er ist sicher, komfortabel und flexibel. Manchmal ist auch die Reise das Ziel.“ Fast die Hälfte der Bevölkerung lebe in einem Single-Haushalt. So sei das Bedürfnis nach wie vor ungebrochen, in einer Gruppe zu reisen, Gemeinschaftserlebnisse zu haben. Die Managerin begrüßte ebenfalls das zunehmende Interesse der Baby-Boomer, aber auch der jüngeren Leute für das Reisen mit dem Bus. Das habe eine aktuelle Studie ergeben. „Hinzu kommt das Thema Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit. Und da hat ja der Bus absolute Pluspunkte. Von der Bahn wird manchmal etwas anderes behauptet. Aber es gibt kein umweltfreundlicheres motorisiertes Verkehrsmittel als den Bus. Dies bestätigt auch das Umweltbundesamt, worauf wir stolz sind.“

Naturgemäß ging es beim Thema Busreisen auch um die Fahrzeuge. Dazu sprach aus der Sicht von renommierten Busherstellern Dr. Dirk Ansorge, Senior Manager bei MAN Truck & Bus, München. Ein großes Thema sei die technisch und ästhetisch verbesserte Innenausstattung der Busse mit mehr Komfort sowohl für die Fahrgäste als auch für die Fahrer und Begleiter. Nach Vorbildern in Asien und Südamerika – so teilte der Wörlitz Tourist-Chef ergänzend mit – werde in seinen Luxusbussen demnächst auf die sogenannte 2+1-Bestuhlung umgerüstet, d. h. zwei Plätze auf der einen und nur noch ein Platz auf der anderen Gangseite. Vorteil: mehr Platz – ein deutlich besseres Raumgefühl.

Der MAN-Manager betonte, dass die jetzt schon vorhandene Umweltfreundlichkeit der modernen Reisebusse sich noch einmal erheblich verbessern werde mit dem bereits begonnenen Übergang vom Diesel- zum Elektroantrieb. „Das Bild in die Zukunft ist bei MAN sehr klar vorgezeichnet: Es wird Elektro-Mobilität auch beim Reisebus geben.“ Für den Elektromotor gäbe es zwei Stromquellen: die Batterie, die eine Steckdose braucht, oder die Brennstoffzelle, die als Primärenergie Wasserstoff benötigt. Beide Varianten hätten Vor- und Nachteile; da müsse vernünftig abgewogen werden. Auch der umstrittene Einsatz von synthetischen Kraftstoffen (E-Fuels) in Verbrennungsmotoren wurde kurz besprochen.

Aus dem Publikum gab es zum Thema alternative Antriebe etliche teils emotionale Wortmeldungen, so zur noch mangelhaften Reichweite von E-Bussen, zur auszubauenden Ladeinfrastruktur und zu den etwa doppelt so hohen Anschaffungskosten je Bus, die von den vielen kleinen mittelständischen Verkehrsunternehmen ohne ausreichende Fördermittel kaum zu stemmen seien. Da ist wohl noch etliches zu klären…

Einer der etwa 65 Anwesenden beschloss die gründliche, lebhafte Debatte mit dem Satz: „Danke an das Podium für die offenen und klaren Worte!“.

Manfred Weghenkel

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