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Schloss Wernersdorf / Foto:Wikimedia Commons/Jacek Halicki
Schloss Wernersdorf / Foto:Wikimedia Commons/Jacek Halicki

Riesengebirge – ein Lebensgefühl

Das Riesengebirge ist ein Lebensgefühl – so verkünden es die Reiseführer. Sie preisen die landschaftliche Vielfalt, die Berge, Wälder und Täler sowie die allgegenwärtigen Spuren vergangener Kulturen. Das 36 Kilometer lange Riesengebirge – ein Sehnsuchtsziel.
Das gilt für die gesamte Region im Südwesten Polens im Allgemeinen wie für den 56 Quadratkilometer großen Nationalpark im Besonderen. Mit seiner wilden Natur verläuft das dritthöchste Gebirge Europas als Teil der Sudeten an der Grenze zwischen Niederschlesien und Böhmen. An seinem höchsten Punkt – der berühmten Schneekoppe – erreicht es 1602 Meter. Der TourismusDialog.Berlin war auf einer Pressereise Mitte Juni 2023 in Niederschlesien unterwegs.
Die traditionsreiche Kulturlandschaft ist touristisch geprägt. Über das ganze Jahr hinweg gilt diese Gegend als beliebtes Ausflugs- und Urlaubsziel für Gäste namentlich aus Deutschland, Polen und Tschechien. Vor allem sind es weite Täler mit alten Holzhäusern und malerischen Kirchen, deretwegen Besucher aus zahlreichen Ländern seit Jahrhunderten hierher kommen. Abseits der Hauptstraßen und fern des Trubels findet man stille, pittoreske Bergdörfer, in denen sakrale Bauwerke viel über die lange Geschichte des Landes erzählen. Hier präsentiert sich ein Areal mit der höchsten Dichte an historischen Gebäuden in Polen, dessen kulturelles Erbe sich lohnt zu entdecken.
Mannigfaltige Landschaft
In dieser Region erwartet die Besucher eine mannigfaltige Landschaft. Das Zusammenspiel zwischen Wäldern, Wasserläufen und Gestein beeindruckt große und kleine Wanderer. Zu den populären Sehenswürdigkeiten zählen Naturdenkmäler wie Felsformationen und plätschernde Wasserfälle. Weite Teile der urwüchsigen Berglandschaft mit seinen leicht geschwungenen Kämmen stehen unter Naturschutz. Wer abenteuerlustig und unermüdlich ist, wird auf Wanderungen sicher reichlich Schätze aufspüren. Gleichermaßen schildert dieser faszinierende Landstrich von der Entwicklung und Geltung zahlreicher Kulturen und Traditionen, die das Ergebnis einer turbulenten Geschichte und eines häufigen Wechsels der Nationalität sind – mit polnischen, böhmischen und deutschen Einflüssen.
Besonders gestaltet wurde das Hirschberger Tal im 19. Jahrhundert, als sich der preußische Adel mit Rang und Namen dafür interessierte und es zu einer noblen Adresse seines sommerlichen Landlebens machte. Bedeutende deutsche Baumeister und geniale Gartenarchitekten wie Karl Friedrich Schinkel, August Stüler und Peter Joseph Lenne waren dort am Werk.
Einzigartige Architekturdenkmäler
Entlang der Hänge des Hirschberger Tales schlängeln sich wie an einer Perlenkette mittelalterliche Burgen und gotische Wehrtürme, idyllische Barockschlösser und Gärten sowie Renaissance-Herrenhäuser – allesamt einzigartige Architekturdenkmäler. Auf einer Fläche von knapp 100 Quadratkilometern sind mehr als 30 Hofhaltungen zu finden, die Besucher von überall in diese einmalige Kulturlandschaft locken.
Immer wieder beschworen wird der Mythos vom Geist der Berge im Riesengebirge. Wanderungen dorthin unternahmen Maler wie Caspar David Friedrich und Ludwig Richter ebenso Schriftsteller wie Johann Wolfgang von Goethe oder Theodor Fontane. Einige Gelehrte und Künstler entschieden sich im 19. Jahrhundert, in den Bergen heimisch zu werden. So bildete sich in Schreiberhau eine Künstlerkolonie, die von den Brüdern Carl und Gerhart Hauptmann gegründet wurde. Herz dieser Kolonie bildet das in einem malerischen Tal gelegene Gerhart-Hauptmann-Haus in der Neorenaissance-Villa Wiesenstein in der 100-Seelen-Gemeinde Agnetensdorf. Hier lebte der bekannte deutsche Schriftsteller und Nobelpreisträger(1912) von 1901 bis zu seinem Tode im Frühjahr 1946.
Barockschloss Wernersdorf
Berühmt ebenso wie reich wurde dieses Gebiet einst durch die Herstellung und Veredlung des sog. Schleierleinens, was von hieraus in alle Welt verschickt wurde. Wohlhabende Leinenhändler ließen sich daselbst ihre Landsitze bauen. Aus zahlreichen der alten Schlösser sind erstklassige neue Hotels geworden.
Ein Kleinod bildet das Barockschloss Wernersdorf, das 1725 als „Wernersdorfer Bleiche“ für den Bürgermeister der Stadt Hirschberg erbaut wurde. In späteren Jahrzehnten ist das Gebäude mehr und mehr verfallen, stark verkommen. Eine Wiedergeburt ermöglichte das pensionierte Ärzteehepaar Ingrid und Hagen Hartmann aus dem Saarland. Beide kauften vor etwa zwei Jahrzehnten den einstigen Familienbesitz zurück und ließen ihn nach und nach mit viel Liebe restaurieren, gaben ihm erneut ein Herz. Das Schloss ziert ein Ballsaal mit einem faszinierenden Deckengemälde und prächtigen Fresken.
Die wertvollste Dekoration des Bauwerks gebührt dem Kachelstübchen im Kavaliershäuschen mit Kamin. Die Wände des kleinen Innenraumes sind mit handbemalten Delfter Fayencefließen aus dem 18. Jahrhundert verkleidet. Das Ambiente ist charakteristisch für das Holland in jener Zeit, mit dem Hirschberg durch rege Handelsbeziehungen verbunden war. Zugleich wurde das historische Gebäude mit einem Anbau in moderner Architektur erweitert und 2012 als Boutique-Hotel eröffnet. Heutzutage empfängt das 5-Sterne-Haus seine Gäste mit herzlicher Gastfreundschaft in individuell eingerichteten Zimmern mit ausgedehnten Sonnenterrassen, in Restaurants sowie SPA- und Wellnessräumen. Zudem dient das Schloss als Treffpunkt für Liebhaber von Kunst, Kultur und Musik. Es ist eingebettet in einen rund 18 Hektar großen Park mit drei Seen in völlig ruhiger, landschaftlich reizvoller Lage.
Eine andere Hotelperle inmitten des Riesengebirges glänzt mit dem Lake Hill Resort & Spa am Stausee Seidorf mit tollem Blick auf das Bergpanorama. Die weiträumige Anlage mit Zimmern, Suiten und Villen liegt ebenfalls einsam und ruhig.
Wie gesagt: das Riesengebirge – ein Sehnsuchtsziel.

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