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Blick zum Podium mit Norbert Kunz, Geschäftsführer Deutscher Tourismusverband, Prof. Dr. Engelbert Lütke Daldrup, Vorsitzender Geschäftsführung Flughafen Berlin Brandenburg, Moderator Peter Neumann und Stephan Erler, Deutschland-Chef easyJet (v.l./Foto: Gero Schreier)
Blick zum Podium mit Norbert Kunz, Geschäftsführer Deutscher Tourismusverband, Prof. Dr. Engelbert Lütke Daldrup, Vorsitzender Geschäftsführung Flughafen Berlin Brandenburg, Moderator Peter Neumann und Stephan Erler, Deutschland-Chef easyJet (v.l./Foto: Gero Schreier)

BER mit genügend Aufwind für Reisende?

Kurz vor der Eröffnung des neuen Hauptstadt-Flughafens diskutierten rund 120 Gäste des Medienforums am 28. September 2020 über Heute und Morgen des Berliner Flugverkehrs.

Das war, man kann es nicht anders sagen, für Prof. Dr. Engelbert Lütke Daldrup, Vorsitzender der Geschäftsführung Flughafen Berlin Brandenburg, eine wirklich gelungene Generalprobe. Denn die Worte, die er an das Auditorium des „TourismusDialog.Berlin“ richtete, konnten interessierte Journalisten tags darauf in der Bundespressekonferenz noch einmal hören. Hier wie da zeigte er ungebrochene Zuversicht, dass nun alle Probleme mit dem BER behoben seien. Selbst Moderator Peter Neumann von der Berliner Zeitung mochte keinerlei Zweifel einstreuen.

Zweifel indes muss man an der (zumindest näheren) Zukunft der Tourismuswirtschaft haben. So machte Stephan Erler, Deutschlandchef von easyJet, keinen Hehl daraus, dass kräftiges Abspecken nötig sei, um sein Unternehmen nicht vollends „abschmieren“ zu lassen, wie man es gemeinhin nennt, wenn ein Flugzeug ungesteuert vom Himmel fällt. Dass die englische Firma „sozialverträglich“ und durch Übereinkünfte mit den Gewerkschaften agieren will, wie Erler versicherte, mag sie ehren. Tatsächlich wurde die Belegschaft mittlerweile halbiert. Das sagte Erler nicht, und auch bei den Nachfragen aus der Zuhörerschaft spielte dieser Aspekt keine Rolle.

Lieber mochte man sich vergewissern, ob und inwiefern die Touristik überhaupt existenzsichernd weitergehen kann. Zu dieser Frage wollte Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes, ähnlich dem BER-Chef Zuversicht verbreiten. Es werde wieder mehr als derzeit gereist werden, war er sich sicher und fand sich damit weitgehend im Einklang mit Moderator und Gästen. Dass nicht einmal zwei Wochen später seine Worte erst einmal Makulatur sein würden, konnte er an diesem Abend nicht ahnen. Vielmehr gab er einen in die weitere Zukunft gerichteten Ausblick, in dem er die tatsächlichen Kernaufgaben seiner Branche benannte: Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Völkerverständigung. Da konnte er mit dem Ausruf „Wir sind eine Friedensindustrie“ beim Publikum punkten. Und dass dabei „am Flugzeug kein Weg vorbeiführen“ werde, machte er ebenso deutlich. „Einige Ziele in der Welt sind eben nicht zu Fuß oder mit dem Paddelboot erreichbar.“

Dass es Polit-Gruppen gibt, die den Flugverkehr künftig nur den „Reichen“ vorbehalten wollen (unter dem lügnerischen Logo Klimaschutz), bestritt Kunz nicht. Tourismus – auch Fernreisen – wird von allen Schichten der hiesigen Bevölkerung gewünscht. Und da kommen noch, wie Lütke Daldrup einwarf, „neue Mittelschichten in vielen Gegenden der Welt“ hinzu, die auch reisen möchten.

Festzuhalten bleibt, und daran hatten wohl die Teilnehmer selbst keinerlei Zweifel, dass der Tourismus nach der aktuellen Gesundheitskrise einen neuerlichen Aufschwung nehmen wird. Dass zwischendurch eine gewisse Anzahl Unternehmen, und da sind nicht nur ganz kleine gemeint, auf der Strecke bleiben werden, ist dem kapitalistischen Wirtschaftssystem immanent.

Ralf Nachtmann

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