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In der Kathedrale des Kalks erläutert Prof. Dr. Frank Schaal, Geschäftsführer der Museums- und Kulturgesellschaft Rüdersdorf (Bildmitte), Journalisten vielfältige Attraktionen im Museumspark der Industriekultur. (Foto © Bernd Elmenthaler)
In der Kathedrale des Kalks erläutert Prof. Dr. Frank Schaal, Geschäftsführer der Museums- und Kulturgesellschaft Rüdersdorf (Bildmitte), Journalisten vielfältige Attraktionen im Museumspark der Industriekultur. (Foto © Bernd Elmenthaler)

Museumspark-Flair mit Geschichte und Zukunft

Kalksandstein – auch weißes Gold genannt. Rüdersdorf bei Berlin verdankt ihm seine Bekanntheit. Und der Tourismus Dialog.Berlin führte seine Gäste am 20. August 2020 hierher ins Freie, in den größten deutschen Museumspark für Industriekultur. Der Gastgeber Prof. Dr. Frank Schaal, Geschäftsführer der Museums- und Kultur GmbH Rüdersdorf, richtete dabei den Blick auf Geschichte, Gewinnung und Verarbeitung von Kalksandstein an diesem Ort.

Der Rüdersdorfer Kalkberg ist das umfangreichste Kalksandsteinvorkommen in Norddeutschland. Als Werkstein und Branntkalk oder zu Zement verarbeitet war er neben den Ziegeln aus der Mark Brandenburg der wichtigste Baustoff für die Metropole Berlin. Das Brandenburger Tor, Schloss Sanssouci in Potsdam, Berliner Olympiastadion und viele weitere bedeutende Bauwerke in Berlin und Brandenburg stehen für Kalkstein aus Rüdersdorf. Und das seit über 750 Jahren. Zu der Zeit fing man an, den Kalkstein zu brechen und zu brennen; spätestens seit dem 17. Jahrhundert galt Rüdersdorf als der Baustofflieferant für Berlin. Bis heute ist der Tagebau aktiv, und das Zementwerk exportiert seine Produkte europaweit.

Einblicke in technische Bauwerke


Der Rundgang mit Prof. Dr. Schaal durch den 17 Hektar großen Museumspark zu ehemaligen Transport- und Produktionsanlagen forderte bei runden 30 Grad Celsius einige Schweißtropfen, die aber viele interessante historische Einblicke in diese Kalksteinwelt schmelzen ließen, ist dies doch das einzige in dieser Vielfalt erhaltene historische Kalk- und Bergwerk.

Alle hiesigen technischen Bauwerke, die nach Entwürfen berühmter Baumeister wie Schinkel errichtet wurden, bilden ein einzigartiges architektonisches Ensemble. Es gehört zu den herausragenden Industriedenkmälern Deutschlands. So informiert eine Ausstellungshalle umfassend über Vorkommen und Nutzung von Kalkstein, über Geologie, Mineralogie und Fossilienkunde von Rüdersdorf.

Zahlreiche Gebäude sind umgestaltet worden. So dient die Kalkscheune – ehemaliges Lager für den gebrannten Kalk mit Grundmauern aus dem Jahre 1665 – heute der Museumsgastronomie. Das Dachgeschoss, einstmals Wohnung des Kalkbrennmeisters, wird vom Rüdersdorfer Standesamt als romantischer Raum für Eheschließungen genutzt.

Als wir vor dem Portal des Bülowkanals standen, war zu erahnen, dass die Steinbrüche über mehrere Kanalbauten mit dem Wasserstraßennetz Spree-Havel verbunden sind. Dieser geschaffene Tunnel ist ein an die Revolutionsarchitektur von Johann Gottlieb Schlaetzer angelehntes Portal. So existiert noch der Heinitzkanal als Vorgänger des Bülowkanals. 
Am restaurierten Seilscheibenpfeiler erfuhren wir, dass 1872 der Heinitzbruch mit den Gleisen der Ostbahn verbunden und im Steinbruch ein Schrägaufzug angelegt wurde, über den normalspurige Eisenbahnwagen und spezielle Werkswagen in den Bruch gebracht und beladen wieder hinauf gezogen worden sind. Der Antrieb der Seilwinden erfolgte mit einer Dampfmaschine von 130 PS Leistung. Mit Flutung des Heinitzbruches 1914 endete der Betrieb dieser Anlage.
In der „Kathedrale des Kalks“ – eine imponierende Schachtofenanlage, die von 1874 bis 1967 für die Herstellung von Branntkalk genutzt wurde – fühlte man sich dann in eine andere Welt versetzt. Kein Wunder, dass dieser Museumsteil auch als Filmkulisse beliebt ist. Zudem bietet er sich als Ausstellungsobjekt und Veranstaltungsraum an. Ursprünglich bestand die Anlage aus 18 Brennöfen des Rumfordschen Bautyps, von denen sechs in einer Reihe und zwölf in Doppelreihe angeordnet sind.

Auf Fossiliensuche


Will jemand 240 Millionen Jahre alte Kalksteine anfassen und nach Fossilien suchen? Dann auf zur geologischen Führung. Nach ein wenig Theorie im „Haus der Steine“ geht es mit dem Land Rover zur Sammelstelle im Tagebau, wo man spannende Funde machen kann. Übrigens wurde hier der Nothosaurus gefunden, besser gesagt ein Skelett, das heute im Berliner Naturkundemuseum zu bewundern ist.

Die Gebäude, Anlagen und Freiflächen sind für jeden Besucher frei zugänglich und geben viel Raum für Kunst und Kultur, für Exkursionen, Seminare und Workshops, Feiern und Geselligkeit. Darüber hinaus auch attraktive Ferienprogramme für Groß und Klein.

Infos und Buchungen zu Angeboten: Telefon 033638 / 799797; kasse@museumspark-kulturhaus.de
Ursula A. Kolbe

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