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Dr. Sebastian Reddecker, CEO von Luxembourg for Tourism, S.E. Jean Graff, Botschafter des Großherzogtums Luxemburg, und Moderator Rainer Bücken, Redaktionsbüro (v.r./Foto: Gero Schreier)
Dr. Sebastian Reddecker, CEO von Luxembourg for Tourism, S.E. Jean Graff, Botschafter des Großherzogtums Luxemburg, und Moderator Rainer Bücken, Redaktionsbüro (v.r./Foto: Gero Schreier)

Luxemburg – kleiner Nachbar mit großen Ambitionen

„Die spinnen, die Luxemburger!“…könnte Obelix zu Asterix gesagt haben, als der Comic-Held erfuhr, dass ab März 2020 in ganz Luxemburg der Gratis-ÖPNV eingeführt wird. Wer soll das bezahlen? Doch mit Geld sollen sie sich ja auskennen, diese Luxemburger. Das Interesse an dem Kamingespräch mit S.E. Jean Graff, Botschafter des Großherzogtums Luxemburg, und Dr. Sebastian Reddeker, CEO Luxembourg for Tourism GIE, am 14. Mai 2020 war groß, alle Plätze besetzt, als Moderator Rainer Bücken zunächst einen zeitlichen Bogen von der Gründung der Luxemburger SES 1985 bis zur Verkehrsinnovation des Jahres 2020 schlug.
Der studierte Wirtschaftswissenschaftler Graff brachte beides unter einen Hut. Luxemburg versuche, stets Pionier zu sein, habe oft die richtige Vision und sehr viel Kühnheit. Sprachs und rechnete vor: Der Gratis-ÖPNV als Teil der Mobilitätsherausforderung koste 480 Millionen Euro pro Jahr. Die bisherigen Einnahmen jedoch lägen bei 40 Millionen Euro, d.h. bei weniger als 10%. Da bereits etwa 90 Prozent bezuschusst werden müssten, ließe sich die (kleine) Lücke ab März mit Steuergeldern schließen. So ganz kostenlos wird der Bus- und Bahnverkehr also nicht! Auch Pendlern, zum Beispiel aus dem Raum Trier in Deutschland, bringe der Gratis-ÖPNV Vorteile, der Preis einer Monatskarte sinke stark.
Dazu käme der Ausbau der hauptstädtischen Straßenbahnlinie vom Flughafen über Kirchberg, mit dem EU- und Bankenviertel, zum Hauptbahnhof. Das koste etwa 400 Millionen Euro. Diese Linie soll, wie die Teilnehmer des „TourismusDialog.Berlin“ vom Botschafter erfuhren, bis 2023 zu dem neuem Stadtteil Gasperich (unweit des Hauptbahnhofs) verlängert werden. Luxemburg, ein Land mit derzeit rund 650.000 Einwohnern, wird und kann also weiter wachsen.
Dr. Sebastian Reddeker, seit 2018 Touristik-Chef, warb für das auf Mobilität setzende grüne Luxemburg. Reddeker stellte fünf Inspirationen für Reiseberichte über Luxemburg vor: Eine 10-Kilometer-Lauftour zum Kennlernen der UNESCO-Kulisse in Luxemburg-Stadt, den Rosengarten am Renaissance-Schloss Beaufort im Müllerthal unter der Überschrift „Entdecken und abschalten“, eine Rucksacktour auf dem Bergkamm an den südlichen Ardennen und schließlich in Luxemburgs Süden die „ Minet-Tour“ mit dem Dampf-Zug durch die ehemalige Eisenerzregion. Reddeker empfahl den Anwesenden (und sicher künftig einmal Anreisenden) die „Luxembourg Card“. Die soll es demnächst auch als digitale Gästekarte (App) geben.
Luxemburg ist so etwas wie die EU in klein, habe Geschichte und sei modern, sei „Europa par excellence“, so Botschafter Jean Graff abschließend. Luxemburg sehe sich als „Hauptstadt des EU-Rechts“ und anderer EU-Behörden.
Sie spinnen wohl nicht, die Luxemburger, wenn sie sagen, die Mobilität von morgen sei bereits da. Wo bleibt, bei so vielen Besucher-Ankünften, Arbeitspendlern und einer Einwohnerzahl, die 2050 die Million erreichen könnte, wo bleibt da der typische Letzeburgische Dialekt, fragte unter anderem jemand aus der Runde. Trotz Zuwanderungen ginge der sicher nicht verloren, so der Botschafter.
Zu hören übrigens bei „Radio Luxemburg“. Ja, den Sender gibt es noch, allerdings spricht man dort…letzeburgisch! (https://www.rtl.lu) Den sehr informativen „TourismusDialog“ beschlossen zwanglose Gespräche bei Luxemburger Moselwein und Häppchen.
Joachim Dresdner

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