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Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin (links), und Moderator Jan Lerch beim Kamingespräch im Mercure Hotel MOA Berlin (Foto: Gero Schreier)
Michael Müller, Regierender Bürgermeister von Berlin (links), und Moderator Jan Lerch beim Kamingespräch im Mercure Hotel MOA Berlin (Foto: Gero Schreier)

Pandemie aus, Berlin-Hype wieder an?

Wenn dies so einfach wäre. Denn erstens ist die Pandemie noch nicht beendet, manche warnen gar vor einer vierten Welle im Herbst 2021. Zweitens funktioniert es nicht so, dass nun plötzlich alle Berlin-Touristen wieder kommen würden. Es gibt immer noch Reisebeschränkungen. Und viele Beschäftige in der deutschen Tourismusbranche sind in andere krisensichere Bereiche abgewandert.

Wie geht es also weiter mit dem (ehemaligen?) Touristenmagnet Berlin? Zum wiederholten Male stellte sich der Regierende Bürgermeister von Berlin, Michael Müller, am 29. Juni 2021 den Fragen von Gästen des TourismusDialog.Berlin. Die Moderation hatte souverän der Berliner Journalist Jan Lerch inne.

Zunächst die Frage nach den Reisevorlieben des Privatmenschen Michael Müller. Der verriet, dass er zur Vorbereitung seiner Reisen nicht mehr entsprechende Reiseführer studiert oder damit Sehenswürdigkeiten abklappert, „das ist nicht mein Ding“. Er laufe am liebsten einfach los, „ein bisschen die Atmosphäre mitbekommen, da essen, wo die Einheimischen essen gehen“. Und die Reiseziele des Regierenden? Immer wieder Italien, aber nicht nur. Weil sein Sohn ein Praktikum auf den Azoren absolvierte, habe er auch die großartige Inselgruppe mitten im Atlantik kennengelernt.

Was würde Michael Müller Berlin-Besuchern empfehlen, jenseits der bekannten Sehenswürdigkeiten? Die Quartiere, die Kieze besuchen, Savignyplatz, Ludwigkirchplatz oder auch das Tempelhofer Feld, wo besonders im Winter eine ganz besondere Atmosphäre herrscht.

Der Tourismus ist ein bedeutsamer Wirtschaftsfaktor für Berlin. Manche rechnen mit Umsatzzahlen, die in den zweistelligen Milliardenbereich gehen, und bis zu 250.000 Arbeitsplätzen, die mehr oder weniger direkt an diesem Bereich hängen.

In der Pandemie sind die Besucherzahlen gewaltig zurückgegangen: von 35 Millionen Übernachtungen vorher auf  derzeit 12 Millionen im Jahr. Die jetzige Übernachtungszahl hatte Berlin das letzte Mal vor 20 Jahren. Bevor Corona das gesellschaftliche Leben und die Mobilität stark ausbremste, legte Berlin als Touristenmagnet enorm zu. So brachte es die deutsche Hauptstadt mit den Besucherzahlen auf den dritten Platz europäischer Metropolen, hinter London und Paris.

Wann werden wieder so viele Touristen und Geschäftsreisende hier sein wie früher? Optimisten sehen bereits in diesem Sommer eine Auslastung der Hotels von bis zu 80 Prozent. Realistischer sind wohl Annahmen, die das eher 2023 oder 2024 im Fokus haben.

Michael Müller: „Da wird auch wieder einiges zurückkommen, aber bestimmt nicht mehr alles.“ Denn zahlreiche bisherige Geschäftsreisen werden in Zukunft nicht stattfinden. Vieles wird weiterhin digital passieren. Richtige Sorgen bereitet dem Regierenden Bürgermeister das Messe- und Kongressgeschäft. „Wir haben jetzt das zweite Jahr hintereinander die IFA absagen müssen. Das ist ganz bitter!“ Viele Aussteller würden merken, dass man auch ohne Präsenz-Messen Geschäfte machen könne. Daher müssen für Messen und Kongresse neue Konzepte entwickelt werden.

Schon länger fokussiert der Senat die Etablierung von Berlin als Wissenschaftsstadt. „Ich glaube, dass Wissenschaft und Forschung ein ganz starkes Standbein für die nächsten Jahrzehnte unserer Stadt sein können“, so Müller. Außerdem ist die Wissenschaft nicht so anfällig hinsichtlich  Konjunktur. Natürlich werde man weiterhin den Kulturbereich fördern. Da gibt es viele attraktive Anziehungspunkte wie die Museumsinsel, Opernhäuser und Theater, das Humboldt Forum oder das geplante Museum der Moderne. Berlin habe zahlreiche Institutionen, die Gäste in die Stadt bringen.

Eine der größten Sorgen des Senats, wie auch anderer Landesregierungen, ist momentan, dass die Inzidenzen wieder explodieren könnten. Unter anderem deshalb müssten Einreisende  nach genau festgelegten Kriterien kontrolliert werden, fordert Müller.
Ingo Paszkowsky

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