Das Interesse an Informationen und Diskussion war groß. Davon zeugte der volle Saal mit 125…
Shopping-Mekka Berlin
Die Berlin-Besucher sind zurück. Neben Gastronomie und Hotellerie freut sich auch der Handel. Aus gutem Grund: Etwa 38 Prozent vom generierten touristischen Bruttoumsatz entfallen auf die einkaufslustigen Gäste. Für Shopping-Fans ist die deutsche Hauptstadt das reinste Paradies. Hier gibt es alles: Vom luxuriösen Kaufhaus über Designer-Geschäfte und Department-Stores bis zu kleinen inhabergeführten Läden mit eigenem Warenangebot.
Doch sind die Berlin-Touristen wieder so ausgabefreudig wie vor der Pandemie? Dieser Frage und das Thema tangierenden Problemen widmete sich das Medienforum des TourismusDialog.Berlin am 7. Juni 2023. Mit Timo Weber, Director Retail The KaDeWe Group, Oliver Hanna, Center- manager Alexa, und Phillip Haverkamp, Geschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg, waren ausgesprochene Branchenprofis in der Diskussionsrunde präsent, die von der Journalistin Elke Bitterhof moderiert wurde.
Mit steigender Berlin-Besucherzahl klingeln auch die Kassen des Handels wieder kräftig. Im Traditionskaufhaus des Westens kann man nicht klagen. „Das vergangene Weihnachtsgeschäft war das Beste, was wir je hatten“, bestätigt KaDeWe-Chef Timo Weber. Bis zu 10 Millionen Besucher – die Hälfte davon sind Touristen – pilgern jährlich in den inzwischen 110-jährigen Einkaufstempel in der Berliner City West. Hier präferiert das Management das besondere Shoppingerlebnis mit Wohlfühlatmosphäre und guter Warenqualität. Events stehen hoch im Kurs und haben zum Beispiel in der Feinschmeckeretage für ein kräftiges Umsatzplus gesorgt.
Im Alexa mit direkter S- und U-Bahnanbindung in der City Ost garantieren 180 Fachgeschäfte eine große Angebotsvielfalt. Rund 16 Millionen potentielle Kunden, darunter bis zu 35 Prozent Berlin-Besucher, verzeichnet das Haus pro Jahr, und ist damit ebenfalls bestens frequentiert. Das jetzige Umsatzniveau liege fast auf dem Niveau von 2019, erläutert Centermanager Oliver Hanna. Die Kundschaft hat sich wegen des Krieges in der Ukraine und noch fehlender Direktflugverbindungen nach Asien verändert. In Berlin gibt es derzeit wenige chinesische und russische Touristen. Stark vertreten sind dagegen Gäste aus den USA, dem europäischen Ausland und aus ganz Deutschland. Wie Phillip Haverkamp vom Handelsverband informiert, entfällt ein Viertel des Umsatzes im Einzelhandel auf Berlin-Besucher. Dabei geben Hotelgäste mehr aus als Tagestouristen.
Unisono plädiert die Gesprächsrunde für eine weitere Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten. Zur Entwicklung Berlins als Shopping-Metropole ist aus Sicht der Diskussionsteilnehmer dringend das Engagement der Politik gefordert. So müssten für die insgesamt schwierige Parkplatzsituation mit zu wenig Stellflächen beispielsweise zeitnah pragmatische Lösungen gefunden werden. Alexa-Centermanager Hanna kritisiert die insbesondere von Senatsmitgliedern der Partei der Grünen zu verantwortenden verkehrspolitischen Fehlentscheidungen. Als Negativbeispiel wurde die temporär und teilweise für den Autoverkehr gesperrte Friedrichstraße genannt. Der Handelsverband hatte in dem Konflikt mehrmals zu vermitteln versucht und konstruktive Vorschläge unterbreitet. Leider erfolglos, was 20 Ladenschließungen in der beliebten Einkaufsmeile zur Folge hatte.
Marion Schlag